Recap: USA-Talk – Zwischen Checks and Balances und Machtkonzentration

Am 03.11.2025 hatten wir die Gelegenheit, den Status Quo der US-Demokratie mit zwei der renommiertesten Experten des Landes zu analysieren: Prof. Dr. Manfred Berg (Universität Heidelberg), Bestseller-Autor des Buches Das gespaltene Haus, und Prof. Dr. Christian Lammert (FU Berlin), Politikwissenschaftler und Co-Host des Podcasts Handelsblatt Trump-Watch.

Zunächst legten die Professoren die institutionellen und historischen Grundlagen des US-Systems dar. Prof. Lammert eröffnete mit einer Analyse der Checks and Balances und betonte, dass neben der klassischen horizontalen Gewaltenteilung (wie Kongress oder Supreme Court) oft übersehen wird, dass der Föderalismus – also das Verhältnis von Bund und Einzelstaaten – eine ebenso wichtige vertikale Dimension der Machtkontrolle darstellt.

Daran anknüpfend skizzierte Prof. Berg die Entstehung des Zweiparteiensystems. Er führte dessen Ursprung auf die erste große Auseinandersetzung zwischen den Föderalisten (für eine starke Zentralgewalt) und den Jeffersonian Democratic Republicans (für die Rechte der Einzelstaaten) zurück. Als entscheidenden Grund, warum dieses System bis heute so dominant ist, nannte er das Winner take all-Wahlsystem.

Im zweiten Themenblock stand die Frage im Zentrum, wie diese Kontrollmechanismen in der politischen Praxis erodieren. Prof. Lammert analysierte, dass die Trump-Administration im Gegensatz zu 2016 nun durch das "Project 2025" strategisch vorbereitet sei, um die Macht in der Exekutive zu konzentrieren. Als zentrale Strategien wurden das "Flooding the Zone" (Überforderung der Öffentlichkeit) und die gezielte Schaffung von Ausnahmezuständen genannt. Prof. Berg bezeichnete Trumps Amtsverständnis als das eines gewählten Diktators und die imperiale Präsidentschaft der USA als in einer autoritären Phase. Beide Experten stimmten überein, dass der Kongress durch asymmetrische Polarisierung als Korrektiv versagt und der Supreme Court eine große Bereitschaft zeige, die Machtkonzentration des Präsidenten zu akzeptieren.

Im abschließenden Fazit zum Stand der Demokratie waren sich beide einig, dass sich die USA an einem historischen Scheideweg befinden. Sie bewerteten die Entwicklung als Weg in eine illiberale Demokratie oder einen kompetitiven Autoritarismus, während sie den Begriff Faschismus als analytisch nicht hilfreich ablehnten.

Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Berg und Prof. Lammert für ihre Zeit und die fundierten Einschätzungen.

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