Talk mit ehemaligem BCG-Partner Ronald Engel
Dr. Engel gab in diesem Talk vom 25.02.2025 Einblicke in seinen unkonventionellen Karriereweg, der von der Rechtswissenschaft über die Unternehmensberatung bis hin zum Unternehmertum reicht. Er betonte, dass sein Werdegang keine gerade Linie war, sondern eine Aneinanderreihung von teils gut durchdachten und teils impulsiven Entscheidungen.
Beruflicher Werdegang und wichtige Stationen
Juristische Anfänge: Nach dem Studium und einem Postdoc-Aufenthalt in den USA begann er seine Karriere in einer Großkanzlei. Die Arbeit empfand er als sehr fordernd und wenig erfüllend, da der Fokus stark auf der Identifizierung von Risiken lag und nicht auf der Gestaltung von Geschäftsmodellen.
Wechsel nach Asien: Aus Frustration über ein nicht eingehaltenes Versprechen seines Arbeitgebers, ihn nach Asien zu entsenden, kündigte er und ging auf eigene Faust nach Singapur. Dort sammelte er erste Gründungserfahrungen und arbeitete später für die Unternehmensberatung Bain & Company.
Unternehmensberatung: Nach seiner Zeit bei Bain wechselte er später zur Boston Consulting Group (BCG), was er teilweise als "Ego-Pflege" und das Sammeln eines weiteren "Hüttenstempels" beschreibt.
Gründungen: Ron hat im Laufe seiner Karriere mehrfach gegründet, unter anderem einen Musikverleih während des Studiums und später ein Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien in Asien, das aufgrund eines Militärputsches in Thailand scheiterte.
Aktuelle Tätigkeit: Derzeit arbeitet er in einer Doppelrolle für die Vienna Insurance Group. Er baut ein Corporate Venture auf, das Versicherungen breiter in die Angebote anderer Branchen (z.B. Airlines, Telcos) integrieren soll, und gestaltet das Innovationsressort der Holding neu, um einen echten Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen.
Kernthemen und Ratschläge
Umgang mit Rückschlägen: Scheitern ist ein normaler Teil des Weges. Wichtig ist es, daraus zu lernen, wieder aufzustehen und sich nicht entmutigen zu lassen. Eine gewisse Gelassenheit und das Vertrauen, dass es immer weitergeht, sind entscheidend.
Karriereplanung und "Hüttenstempel": Er rät jungen Menschen, ihren eigenen Weg aktiv zu gestalten und sich nicht zu sehr an Standardlebensläufen zu orientieren. Sogenannte "Hüttenstempel" (große Namen im Lebenslauf) können zwar Türen öffnen, sollten aber nicht das Hauptziel sein. Es ist wichtiger, einer Tätigkeit nachzugehen, die einen persönlich erfüllt.
Netzwerken und Mentoren: Ein gutes Netzwerk ist unerlässlich, egal ob man gründet oder angestellt ist. Er empfiehlt, frühzeitig damit zu beginnen und aktiv auf andere zuzugehen. Er selbst bedauert, nie einen echten Mentor gehabt zu haben, der ihn langfristig begleitet hat.
Der richtige Zeitpunkt zum Gründen: Den perfekten Zeitpunkt gibt es nie. Wenn die Idee und die Überzeugung da sind, sollte man es wagen. Für Jurastudierende, die mit dem Gedanken spielen, nach dem ersten Staatsexamen zu gründen, schlägt er vor, der Idee einen festen Zeitrahmen (z.B. neun Monate) zu geben und gegebenenfalls das Referendariat später zu beginnen.
Arbeiten in Asien vs. Deutschland: Die Arbeitsbelastung in Asien war seiner Erfahrung nach höher, aber die Projekte waren oft spannender und wachstumsorientierter. Er persönlich fühlt sich in Asien sehr wohl, betont aber, dass dies eine individuelle Präferenz ist.