Herausforderungen als Frau in der Automobil-Branche

peca e.V.: Welche größten Herausforderungen haben Sie als Frau in einer traditionell männlich dominierten Branche erlebt und wie haben Sie diese überwunden?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich war bereits in der Oberstufe in einem männerdominierten Umfeld unterwegs, im Studium war das dann noch ausgeprägter. Allerdings habe ich das nie als Problem oder als etwas Besonderes wahrgenommen – ich bin damit aufgewachsen. Letztendlich kommt es darauf an, was man kann und wofür man sich begeistert. In meinem Fall ist das die Technik, und für meine Expertise habe ich immer viel Wertschätzung und Respekt bekommen. Herausforderungen gibt es immer wieder, unabhängig vom Kontext. Wichtig ist, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und nicht aufzugeben.

peca e.V.: Mussten Sie im persönlichen Bereich für Ihre Karriere auf bestimmte Dinge verzichten?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Mein Mann hat mich immer unterstützt und sich aktiv an der Kindererziehung beteiligt – er hat auch Elternzeit genommen, was vor 20 Jahren noch eher ungewöhnlich war. Generell bin ich ein lösungsorientierter Mensch und frage eher nach dem „Wie“ als nach dem „Ob“. Eine gute Kinderbetreuung war dabei essenziell, um Beruf und Familie zu integrieren.

peca e.V.: Werden Sie, trotz dem, was Sie erreicht haben, in bestimmten Situationen unterschätzt?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich habe viele Jahre in leitenden Funktionen in wichtigen Bereichen der Technischen Entwicklung bei BMW und Audi gearbeitet und viele Erfahrungen gesammelt. Generell habe ich immer Wertschätzung für meine Arbeit erhalten. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber entscheidend ist, dranzubleiben und sich nicht beirren zu lassen. Entscheidende Momente

peca e.V.: Was war der entscheidende Moment, der Ihre Karriere oder Ihren Weg verändert hat?

Fr. Dr. Vachenauer: Begeisterung für Technik liegt bei uns gewissermaßen in der Familie: Mein Großvater war Elektriker, mein Vater Elektroingenieur, ich habe Elektrotechnik studiert und meine Tochter schließlich auch. Mich hat es immer fasziniert, Zusammenhänge zu erkennen und Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Während meiner Promotion am Lehrstuhl für elektrische Maschinen und Geräte bin ich mit verschiedensten Forschungsgebieten in Berührung gekommen – von der Medizintechnik bis zu elektrischen Antrieben. Die Kooperationen im Bereich Elektromobilität haben mich besonders interessiert, und da ich ein echtes „Car Girl“ bin, entschied ich mich nach der Promotion für die Automobilbranche. Führungs- Stil und Persönlichkeit

peca e.V.: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben und wie hat er sich im Laufe der Jahre entwickelt?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich versuche immer, viele Perspektiven auf ein Problem zu sammeln, bevor ich eine Entscheidung treffe. Ich setze diese dann aber zügig und konsequent um. Dabei beziehe ich die Teams aktiv mit ein und kommuniziere Hintergründe transparent. Entscheidend ist für mich das Ergebnis, nicht der Input. Ich arbeite gerne mit Menschen und finde es spannend, Mitarbeitende weiterzuentwickeln.

peca e.V.: Gab es vielleicht sogar Vorteile als Frau in Ihrem Arbeitsweg? Gibt es Charakterzüge, die häufiger bei Frauen zu finden sind und die Ihnen von Vorteil gewesen sind?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich persönlich schätze eine interdisziplinäre Herangehensweise und finde es wichtig, verschiedene Blickwinkel zu berücksichtigen. Ob das ein für Frauen typischer Charakterzug ist, sei dahingestellt – für mich hat diese Art zu arbeiten jedenfalls immer gut funktioniert. Gleichzeitig ist es hilfreich, wenn man Resilienz mitbringt und konsequent Entscheidungen treffen kann.

peca e.V.: Muss man als Frau in Führungspositionen einen klassisch männlichen Führungsstil ausüben?

Fr. Dr. Vachenauer: Meiner Meinung nach hat Führung nichts mit „männlich“ oder „weiblich“ zu tun, sondern spiegelt persönliche Werte und Erfahrungen wider. Diversität im Arbeitskontext ist eine große Bereicherung – unterschiedliche Meinungen, Herangehensweisen und Perspektiven machen (Führungs-)Teams stärker. Persönliche Vorlieben Peca e.V.: Was ist Ihr Lieblingsauto? Fr. Dr. Vachenauer: Mein aktuelles Lieblingsauto ist der Audi A6 e-tron. Und ich liebe es, Auto zu fahren.

peca e.V.: Wenn Sie im Stau stecken bleiben, was hören Sie eher: einen Business- Podcast, den neuesten Hit im Radio oder sogar beides gleichzeitig?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich nutze die Zeit im Auto oft zum Telefonieren – sowohl privat mit Familie und Freunden als auch beruflich.

peca e.V.: Was genau interessiert Sie an Autos?

Fr. Dr. Vachenauer: Ich begeistere mich sehr für Technik, insbesondere für innovative Technologien in der Automobilbranche. Und ich fand Autos und die gesamte Branche schon immer faszinierend. Tipps für junge Frauen

peca e.V.: Was glauben Sie, könnte getan werden, um mehr Frauen in Führungspositionen in der Automobilbranche zu fördern?

Fr. Dr. Vachenauer: Es braucht eine Unternehmenskultur, die Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion gezielt unterstützt. Bei Audi fördern wir eine solche Kultur und erhöhen kontinuierlich den Frauenanteil. Netzwerke und Mentoring- Programme helfen, Frauen sichtbarer zu machen und ihnen Unterstützung im Berufsalltag zu bieten. Wir haben seit 20 Jahren ein internes Frauennetzwerk, das genau darauf abzielt. Zudem ist es wichtig, Mädchen frühzeitig für Technik zu begeistern – etwa durch Aktionen wie Girls’ Day oder spezielle Forschungsprogramme. Außerdem tragen flexible Arbeitszeitmodelle und Jobsharing auf Führungsebene zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Karriere bei. Nicht zuletzt sind Role Models entscheidend, um Vorurteile zu überwinden und mehr Frauen für Technik und Führung zu begeistern.

peca e.V.: Was ist Ihr persönliches Rezept für Erfolg? Welche Faktoren zählen Ihrer Meinung nach am meisten (z. B. gute Noten, Lebenslauf, Kontakte, Networking, Glück)?

Fr. Dr. Vachenauer: Zentrale Aspekte für mich sind:

  1. Leistung und Ergebnisse müssen stimmen.

  2. Der Fokus sollte auf das Wesentliche gerichtet sein.

  3. Erfolge sollten aktiv kommuniziert werden.

  4. Mentoren und Mentorinnen sind eine wertvolle Unterstützung.

  5. Eine verlässliche Kinderbetreuung – inklusive Notfalllösungen – ist entscheidend.

Interview mit Frau Dr. Renate Vachenauer

Frau Dr. Renate Vachenauer, Vorständin für Beschaffung bei der Audi AG, gibt im Interview mit Peca e.V. spannende Einblicke in ihre berufliche Laufbahn und Erfahrungen in der Automobilbranche. Dabei spricht sie unter anderem über ihren persönlichen Werdegang, ihren Führungsstil und die Bedeutung einer modernen Unternehmenskultur.

Wenn Du dich tiefergreifender mit diesen Themen beschäftigen willst, kontaktiere uns und nimm an unseren zukünftigen Exkursionen zur wirtschaftlichen und politischen Bildung teil.