Wirtschaft im Wandel: Die Abkehr vom Verbrennerverbot 2035 und seine Folgen

Seit einigen Wochen wird verstärkt von Strömungen innerhalb der EU und Landesregierungen berichtet, die das sogenannte Verbrennerverbot lockern oder gar ganz auflösen möchten. Das schürt weitere Unsicherheit bei Unternehmen und Bürgern.

Kerim Ibrisim

5/17/20252 min lesen

Was ist das Verbrennerverbot?

Das „Verbrennerverbot“ bezeichnet die Regelung, dass ab 2035 nur noch im Betrieb CO2-freie Fahrzeuge zugelassen werden dürfen. Dies hätte zur Folge, dass nur noch batterieelektrische oder mit wasserstoff-betriebene Neuwagen verkauft würden. Es ist jedoch auch eine Ausnahme für E-Fuels und andere alternative Kraftstoffe enthalten, die zwar im Betrieb nicht emissionsfrei, jedoch über die Kraftstoffherstellung bilanziell CO2 neutral sind.

Aufgrund der schwachen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen – vor allem wegen hoher Einstiegspreise – schwebt nun die Abkehr von dieser Regelung im Raum. Auch in Deutschland sprechen sich einige Parteien mit der Begründung der „Technologieoffenheit“ dagegen aus. Diesen Vorstoß begrüßen viele Automobilhersteller und -verbände, da so weitaus wesentlich mehr Flexibilität in der Reaktion auf Nachfrageschwankungen möglich wäre und der Verbrenner in der aktuell schweren Wirtschaftslage für Gewinnstabilisierung sorgen kann. Zudem wäre der Markt wieder nachfragegesteuert und vom Kaufverhalten des Kunden bestimmt, das sich leichter prognostizieren lässt als wechselnde Regierungen und deren Vorgaben. Vor allem Hersteller günstigerer Fahrzeuge aus Italien und Frankreich, die aufgrund teurer Batterien keine adäquaten Alternativen zu ihren Verbrennerkleinwägen liefern können, würden von einer solchen Abkehr profitieren.

Wer verliert bei einer Abkehr?

Härter treffen würde diese vor allem die Hersteller, die sich – ganz nach den eigentlichen Wünschen der EU – vom Verbrenner vollständig verabschiedet haben und dem Verbrennerverbot gefolgt sind. Entwicklungsteams wurden dafür entlassen und Produktionskapazitäten abgebaut. Dies ging mit hohen Verlusten einher, da die batterieelektrischen Fahrzeuge heute noch wesentlich geringere Margen einbringen. Vor allem deutsche Hersteller müssten, wenn nach 2035 noch Fahrzeuge mit herkömmlichen Kraftstoffen betrieben werden dürften, mit großem Aufwand bestehende Pläne und Strategien wieder überarbeiten und „zurückdrehen“. Auch wenn die Zukunft auf lange Sicht den effizienten und im Betrieb wesentlich günstigeren Elektrofahrzeugen gehört, wäre ein Verbrennerportfolio für die weitere Übergangsphase dann aufgrund der Nachfrage und höheren Gewinne essenziell.

Die Kollision von langfristigen Unternehmensstrategien mit Zeithorizonten von weit über zehn Jahren mit kurzfristigem politischen Hin und Her sorgt für große Verunsicherung und enorme finanzielle Verluste. So verursachte schwere Schäden an der Industrie sind eine ausgestreckte Hand an den Wettbewerb aus anderen Weltregionen, die sich dank klarer Rahmenbedingungen frei entfalten können.

Auch haben als Folge des Verbrennerverbots und der Sparmaßnahmen in den letzten Jahren zahlreiche – vor allem kleine und mittelständische – Unternehmen Insolvenz anmelden müssen und über die gesamte Industrie wurden je nach Zählung zehn- bis hunderttausende Arbeitsplätze gestrichen. Bei einer Rückkehr zu herkömmlichen Kraftstoffen, wäre ein Großteil davon beinahe „umsonst“ gewesen. Die EU-Politik müsste einen großen Teil dieser Schuld selbst verantworten.

Ob nun das Verbot aufgehoben wird und Kunden selbst über ihre bevorzugte Antriebsart entscheiden dürfen, ist eine rein politisch zu beantwortende Frage. China wählt den Weg durch Vorschriften, während die USA ihren Unternehmen und deren Kunden die Entscheidung überlassen. Fest steht jedoch, die Industrie in Europe braucht schnellstmöglich klare Bedingungen und langfristige Planungssicherheit. Daher sollte – wenn noch einmal an bestehenden Regelungen gerüttelt wird – sich die EU über die dramatischen Folgen ihres Handelns im Klaren sein.

Kerim Ibrisim; Masterstudent in Automotive & Mobility Management

„Ich möchte die Mobilität der Zukunft mitgestalten – technologieoffen, nachhaltig und nutzerorientiert.“